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Funktionen des Waldes

Wald
1. Die Arbeitsfunktion
Die Forstwirtschaft ist zwar ein arbeitsintensiver Wirtschaftszweig, aber da wenige Arbeitskräfte pro ha ausreichen, hat die Waldwirtschaft aus dieser Perspektive jede Bedeutung verloren. Die Waldarbeit ist körperlich ausgesprochen anstrengend, fachlich anforderungsreich, technisch aufwendig und zudem nach SUVA-Statistik eine der unfallträchtigsten Tätigkeiten überhaupt. Angesichts des hohen Anteils an Personalkosten in der Waldpflege sind moderne Arbeitsmittel unabdingbare Voraussetzung für ein wirtschaftliches Handeln und Arbeiten im Wald.

2. Die Schutzfunktion
Der Wald ist ein hervorragender Wasserfilter und Speicher, der die Landwirtschafts- und Wohnzone vor Hochwasser und Murgängen schützt und äusserst wertvolles Trinkwasser aufbereitet. Die luftreinigende Wirkung wird ihm aber seit Jahren selbst zum Verhängnis: Gift-, aber auch Nährstoffe aus Industriebetrieben, aus Heizungen und Verbrennungsmotoren bleiben im Blattwerk hängen. Sie gelangen direkt via Blätter oder Nadeln, oder im Regenwasser gelöst, über die Wurzeln in die Pflanzen. Diese werden durch die Schadstoffe belastet oder mit Nährstoffen überlastet. Die Bäume leiden dadurch unter einem Ungleichgewicht zwischen Wurzel- und Kronenentwicklung. Sie fallen Schädlingen leichter zum Opfer oder verlieren an Standfestigkeit. Da die Bäume vorzeitig altern oder sonst zu früh, unter Zwang, genutzt werden müssen, verursachen die Waldschäden hohe Kosten. Das Stichwort "Waldsterben" ist zwar aus den Schlagzeilen verschwunden, aber neuartige Waldschäden breiten sich aus - und Heilung ist nicht in Sicht.

3. Die Erholungsfunktion
Wer stattet am Abend dem Vita-Parcours einen Besuch ab und dreht noch eine Runde über die Scheidegg? Wie viele Fussballmannschaften absolvieren das Einlaufen im nahen Wald? Gute Orientierungsläufer sind in Gelterkinden fast Tradition. Beliebt sind Sonntagsspaziergänge "über den Berg" nach Rünenberg, oder umgekehrt. Manch einer unternimmt einen Ausflug ins Eital: im Frühjahr ein Besuch im Bruderloch, im Sommer ein Picknick auf der Ödenburg, ohne zu vergessen, einen Blick auf ein noch älteres Kulturgut zu werfen: auf den "Jumpferestei" am rechten Rand des Halsgrabens. Im Winter lockt ein Spaziergang durch den verschneiten Wald zu den vergletscherten Wasserfällen Bärenloch/Wasserfluh oder zu einem der Giessen.
Die Baselbieter leben in einem Wirtschaftsraum mit innovativem, überdurchschnittlichem Wachstum. Sie leiden damit aber unter erhöhtem Stress und benötigen deshalb den Erholungsraum Wald vermehrt. Berechnungen des Kantons ergaben, dass für die Grünflächen und Anlagen im Siedlungsraum ca. CHF 4.00 pro m2 bezahlt werden. Doch wie steht es mit dem Wald, einem hochsensiblen, labilen Ökosystem? Er leidet ebenfalls unter dem Stress der vielen Besucher, er verdient und benötigt deshalb auch vermehrt Pflege. Wären die Finanzen der grossen Waldbesitzer gesund und bestände auch weniger Druck von anderer Seite auf den Wald und seine Bewohner, wäre es ein leichtes, die Narben im Wald der Natur zu überlassen. Sie heilt. Die Bürgergemeinde Gelterkinden ist der Einwohnergemeinde deshalb dankbar für den seit Jahren konstanten Betrag, die sie zur Abgeltung der erbrachten Leistungen für ihre Bewohner bezahlt. Bund und Kanton unterstützen neu Pflegemassnahmen für den "verletzten" Wald. Diese Gelder werden aber nur entrichtet, wenn jene Rahmenbedingungen eingehalten werden, die dem heutigen Stand der Forstwissenschaft entsprechen - und diese sind natürlich auch einem steten Wandel unterworfen. Nun werden auf Kantonsebene Schadenmuster gesucht, Prozesse analysiert, gewichtet, in Zahlen gefasst und in Verordnungen verarbeitet. Und (Finanz-) Kompetenzen zugeteilt. Dass neben so viel Ökonomie und naturwissenschaftlichen Werten auch persönliche Erfahrungen und Emotionen mitspielen, liegt auf der Hand. Die "Verstaatlichung" und damit die Koordination mit anderen Amtsstellen durchwirkt das Gefüge Wald, Bürgergemeinde und Kanton immer dichter. Ein gutes Einvernehmen erleichtert allen die Arbeit.

4. Die Einkommensfunktion
Die Umtriebszeit, d. h. der Zeitraum zwischen Bestandesbegründung (= Aufforstung) und Abtrieb (=Ernte), liegt in Gelterkinden im intensiv bewirtschafteten Wald (80%) bei 140 Jahren, im extensiven bei ca. 180 Jahren. Damit kann kein Waldbesitzer ernten, was er gesät hat. Er sorgt für künftige Generationen. Die Möglichkeiten der Marktanpassung, Ertragssteigerung und Rationalisierung sind in der Holzproduktion infolge der Vorgaben der Natur und der Berücksichtigung des Gemeinwohls ungünstiger als in allen anderen Wirtschaftssektoren.

Alle möchten einen gesunden, artenreichen Wald mit Bäumen jeden Alters: Junge, schlanke, zwischen Krautschicht und Sträuchern emporschiessende Stangen, durchsetzt von schon stämmigen, kräftigen Bäumen. Daneben stattliche Kirsch-, Birn-, Mehl- und Elsbeerbäume, überragt von grossen beeindruckenden Tannen, Buchen und Linden. Planung heisst das Stichwort. Doch wie spielen der Boden, die Lichtverhältnisse, die Niederschlagsmenge, die Natur und der Markt mit. Auf wen ist in welchem Masse Rücksicht zu nehmen?
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